Der Heilblog 04 – Willkommen Gesundheit – 30. April 2022
Ich wollte in meiner Jugend immer Künstler werden. Meine Tante Fini war mein Vorbild. Sie konnte wunderbar malen und schnitzen und hatte mitgearbeitet an der Restaurierung der Deckenfresken in der Wiltener Basilika, der Mutterpfarre von Innsbruck. Meinen Plan an der Kunstakademie in Wien zu studieren musste ich aus finanziellen Gründen begraben. Daraufhin wollte ich das studieren, was der Kunst am nächsten ist: Medizin! So habe ich es auch immer gehalten, ich betrachte Medizin als Kunst.
Dennoch blieb ich meiner Passion treu. Ich zeichnete mit Bleistift und Tusche. Später begann ich mich mit Kunstfotographie zu beschäftigen, entwickelte meine Fotos selbst und stellte meine Fotographien neben Österreich auch international in Italien und in der Schweiz aus. Farben waren mir unheimlich.
Dann allerdings begegnete ich Max Lüscher in Baden-Baden. Er sollte einer meiner wichtigsten Lehrer werden. Plötzlich lebte ich in einer Farbenwelt, in die ich mich immer mehr vertiefte. Ich nahm an allen Kursen von Max Lüscher teil und wiederholte die gesamte Ausbildung ein zweites Mal. Ich hatte das Thema zwar verstanden aber zu wenig. Dann allerdings hatte ich die Farben erfühlt und es hatte sich eine Ebene in mir erschlossen, die weit über das rein logische Verstehen hinausgeht.
Ich entwickelte meine eigene Sichtweise und eine Form der Farbdiagnostik, die einen mathematischen Zugang zu Gefühlen und Emotionen ermöglicht. Damit sind Emotionen erstmals nicht nur qualitativ unterscheidbar sondern quantitativ messbar geworden. Daher lassen sich mit dieser Form emotionaler Diagnostik Stärke und Muster der individuellen emotionalen Welt bestimmen. Messbarkeit ermöglicht Vergleiche und damit erstmals eine Verlaufsdiagnostik von Gefühlen und Emotionen.
Im Jahre 2015 erhielt ich für diesen mathematischen Algorithmus den ersten international ausgeschriebenen Max Lüscher Forschungspreis. Der Titel meiner Arbeit war „Qualitative und quantitative Visualisierung der individuellen Emotionalität im Emogramm“ und ich nannte mein Themengebiet Emologie.
Maßgeblichen Anteil auf meine Sicht auf die Welt hat auch mein Lehrer Prof. Ivo Kohler, den ich während der Jahre meines Psychologie Studiums in Innsbruck erlebt hatte. Seine Versuche mit Umkehrbrillen sind in der Wahrnehmungspsychologie bahnbrechend! Im Jahre meines Forschungspreises wäre Ivo Kohler 100 Jahre alt geworden: Verkehrte Welt: 100 Jahre Ivo Kohler.
Ich fühle mich diesen beiden Lehrern in tief empfundenem Dank verbunden und verpflichtet.
Am Tor zur Ewigkeit - Der Weg in die Somatisierung
Am Tor zur Ewigkeit, gemalt 1890, das Jahr in dem Vincent van Gogh sich durch Erschießen das Leben nahm. Auch hier kommt es zum Aufbrechen von ungeahnter Gewalt, die nicht zur Sensibilität der Bilder zu passen scheint.
Farben, die wie auch psychische Zustände immer im Vordergrund sichtbar sind, weisen gleichermaßen auf das nicht Gezeigte und Verdrängte hin.
Diese unsichtbaren und verdrängten Kräfte können jedoch wie zurückgehaltene Lava aus einem Vulkan als plötzliche Eruption hervorbrechen.
Da die unterdrückte Kraft im Hintergrund jedoch so stark geschwächt ist, kann sie nur mehr unter Aufgebot aller Macht ans Tageslicht kommen.
Das kann durch eine Gewalttat geschehen aber auch und das häufig als Somatisierung in Form einer autoaggressiven Erkrankung.
Dieses Emogramm einer Patienten zeigt eine ähnliche psychische Dynamik. Ihre Gefühlswelt war bestimmt von einer rezeptiven Überlastung. (Verwechseln sie bitte nicht den Begriff rezeptiv mit verständnisvoll. Das kann zwar sein, ist aber ein anderes Kapitel.) Sie wurde von ihren Gefühlen hin und her geworfen und brach in Phasen emotionaler Überlastung in Tränen aus und brach zu einem Häuflein Elend zusammen. Sie trennte sich immer wieder in dramatischen Szenen von ihrem Freund. Das Hauptproblem allerdings, das unvorhersehbar und gewaltsam an die Oberfläche kam, war ein exzessiver Alkoholkonsum, in dem sie in regelmäßigen Intervallen in Selbstmitleid zerbrach.
Die kollektive Psyche - Das kollektive Emogramm
Die Entwicklung und die Arbeit mit der Diagnostik einer individuellen Emotionalität hat mich auch zu einer reproduzierbaren Diagnostik von Gruppenemotionalität geführt. Damit lassen sich emotionale Verstrickungen verstehen die in Gruppen zu Tage treten. Ein trauriges Beispiel sind die vollkommen unverständlichen Aktionen und Reaktionen aller Beteiligten an diesem Ukraine Konflikt und Krieg.
Eine wesentliche und bestimmende Ursache des Krieges sind im Hintergrund ablaufende emotionale Muster, die den Akteuren unbewusst, unsichtbar das Geschehen mitbestimmen. Eine Eruption der „Ohn–Macht“ ist jederzeit möglich.
Für Interessierte hier der Link zu: Digitalis und das Gelb des Vincent van Gogh
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Bildnachweis: © paul – stock.adobe.com; Vincent van Gogh. Wheatfield with Crows (1890) famous landscape painting. Original from Wikimedia Commons. Digitally enhanced by rawpixel. Public Domain Free CC0 Image. Vincent van Gogh's The yellow house (1888) famous painting. Original from Wikimedia Commons. Digitally enhanced by rawpixel. Public Domain Free CC0 Image.